Jüdisches Welterbe

Im Herbst 2025 startet das neue Forschungsprojekt „Jüdisches Welterbe – lokales jüdisches Erbe in Deutschland: Bedeutungsverschiebungen, Inwertsetzungen und Transformationsperspektiven“, das gemeinsam von Professor Thomas Schmitt (HCCH) und Professor Johannes Heil (Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg) geleitet wird. Es wird gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Jüdisches Kulturerbe“.

Projektbeschreibung

2021 wurden die SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz, zwei Jahre später das mittelalterliche jüdische Erbe Erfurts in die UNESCO-Welterbeliste eingeschrieben. Neben diesen nun international anerkannten Stätten existieren zahlreiche weitere Bauwerke, archäologische Überreste und Stätten, die an unterschiedliche Phase jüdischer Präsenz auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands erinnern. Das Projekt wendet sich vergleichend den jüdischen Welterbestätten und einer Auswahl weiterer jüdischer Kulturerbestätten in Deutschland zu (u.a. der MiQua/Archäologischen Zone in Köln, der ehemaligen Landsynagoge in Neidenstein/Baden und einer ehemaligen jüdischen Schule in Leer/Niedersachsen). Dabei arbeiten die beteiligten Disziplinen, die Judaistik unter Leitung von Prof. Johannes Heil und die sozial- und kulturwissenschaftlichen Heritage Studies unter Leitung von Prof. Thomas Schmitt, eng zusammen.

Mit Methoden qualitativer wie quantitativer Sozialforschung sowie der Dokumenten- und Quellenanalyse sollen Bedeutungsverschiebungen sowie soziokulturelle und stadtgesellschaftliche Folgen erfasst werden, die mit diesen Erbe-Anerkennungen verbunden sind. Mehrere Teilziele knüpfen daran an. Dazu zählt eine vergleichende Rekonstruktion der Prozesse, die zu diesen Erbe-Anerkennungen führten. Ferner fragt das Projekt nach den lokal unterschiedlichen Strategien kultureller und stadtgesellschaftlicher Inwertsetzung jüdisch codierten Erbes und z. B. nach Strategien im Umgang mit antisemitischen Vorfällen. Im Sinne transferorientierter Forschung trägt das Projekt zum Austausch zwischen Akteur*innen unterschiedlicher Standorte bei. Schließlich eruiert das Projekt Vermittlungs- und Bildungspotentiale der Stätten. Durch methodisch aufwendige, überwiegend quantitative Erhebungen geht es der Frage nach, inwiefern ein Besuch der Stätten zu Wissens-, Einstellungs- und Wahrnehmungsänderungen führt. Das Projektdesign hilft, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen jüdischen Welterbestätten und sonstigen jüdischen Kulturerbestätten, also auch den möglichen „Mehrwert“ des Welterbetitels, zu identifizieren. Den Ansprüchen des Schwerpunktprogramms Jüdisches Kulturerbe nach transferorientierter, partizipatorischer Forschung und der Perspektivierung kultureller Nachhaltigkeit trägt es in hohem Maße Rechnung.

Die Projektpartner des Ignaz-Bubis-Lehrstuhls für Geschichte, Religion und Kultur der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg und der Professur für Cultural Heritage am HCCH der Universität Heidelberg arbeiten zu allen Teilfragen eng zusammen. Federführend für die Forschung zu den Welterbestätten und der Konzeptionierung qualitativer und quantitativer Forschungselemente ist das Team der Universität Heidelberg, federführend für die Forschung zu den weiteren Kulturerbestätten und zu genuin judaistischen Forschungsaspekten das Team der Hochschule für Jüdische Studien.  

Projektleitung

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